NDR Typisch“ „Der Brillenmacher“
Sendedatum: 18.09.2014, 18:15 Uhr

Die Bügel aus einem 100 Jahre alten Zollstock gefertigt, die Fassung aus dem Horn des indischen Wasserbüffels: Die Brille von Jörn Dackow fällt auf. Natürlich Marke Eigenbau. Der Schleswig-Holsteiner ist Brillenmacher – ein nahezu ausgestorbener Beruf. In seiner historisch eingerichteten Werkstatt auf dem 270 Jahre alten Hof Hörnerkamp im beschaulichen Henstedt-Ulzburg fühlt man sich zurückversetzt in eine andere Zeit. Hier baut der 45jährige Brillen nach alter Handwerkstradition – jede einzelne ein Unikat.

Dabei war seine berufliche Laufbahn eher klassisch: Ausbildung, Meisterschule, Filialleitertätigkeit in einem herkömmlichen Optikergeschäft. Dann die Chance, den Laden zu übernehmen. Doch nach 14 Jahren hatte Jörn Dackow keine Lust mehr, Kassengestelle von der Stange zu verkaufen. Er wollte handwerklich arbeiten. Eine Pilgerreise nach Venedig, zur Wiege der Brillenmacherei, gab schließlich die Initialzündung: Er kündigte seine Festanstellung, tauschte seinen Anzug gegen ein zünftiges Outfit und baute zuhause im Keller seine ersten Brillen – mit Erfolg. 2010 erfüllte er sich dann endlich den Traum einer kleinen Brillenmanufaktur.

Nostalgisch geht es allerdings nur in seinem Beruf zu, obwohl Jörn Dackow seine rustikalen Arbeitsklamotten auch privat trägt – er ist eben ein Individualist. Daran hat sich Ehefrau Sonja längst gewöhnt. Mit ihr, Dackel Otti und den Kindern Dana und Tim verbringt er einen Großteil seiner Freizeit. Und dann ist da noch die Band aus Jugendzeiten, in der er begeistert Schlagzeug spielt. Die vier Musiker proben nach 10 Jahren wieder für einen großen Auftritt – eine besondere Herausforderung.

„Typisch!“ portraitiert Jörn Dackow, sein altes Handwerk und das Leben rundherum. Über mehrere Monate wurde der norddeutsche Brillenmacher begleitet, auch bei einem ganz besonderen Auftrag: Eine Kundin hat Schmuck mitgebracht, der in ihre Brille eingearbeitet werden soll. Eine kniffelige Aufgabe für den Brillenmacher, denn für die Kundin hat der Schmuck einen hohen emotionalen Wert.